Sonntag, 30. September 2012

I Build Collapsible Mountains

I Build Collapsible Mountains

29.09.12 Kassette, Düsseldorf

Ich gehe an Wochenenden abends ungern in Irish Pubs, denn man könnte immer mit einem klampfenden Hobbymusiker konfrontiert werden. Das erzeugt dann eine für mich unangenehme Situation, denn eigentlich will man mit Freunden beim Bierchen quatschen, aber als regelmäßiger Konzertbesucher lässt das dann mein Respekt vor (noch so untalentierten) Musikern nicht zu, ihren Vortrag durch mein Gelaber zu stören.
Auch der Schotte Luke Joyce aka I Build Collapsible Mountains trat in Düsseldorf alleine mit seiner Gitarre auf, war dennoch die Hauptattraktion, befand er sich doch auf Tour zu seinem gerade erschienenen Album Songs From That Never Scene. Diese führte ihn zum Abschluss in die Kassette nach Düsseldorf, einer schicken Bar mit Wohnzimmer-Appeal. Die "Bühne" war ein Stuhl und ein Mikrofon vor dem großen Panorama-Fenster zur Straße raus und davor stand ein großes, sehr bequemes Ledersofa, in dem man mit seinem leckeren Füchschen Alt bequem versinken konnte, beste Voraussetzungen für ein gemütliches Konzert also.

I Build Collapsible Mountains
Zu Kerzenschein und der Straßenlaterne von draußen griff sich Luke kurz vor halb neun eine Gitarre und begann sein gut 75minütiges Set. Die Kassette war sehr gut gefüllt, was wohl auch am freien Eintritt lag, denn so geschah leider genau das, was ich eingangs beschrieben hatte. Es kam Pub-Atmosphäre auf, obwohl jemand von der Bar den Auftritt noch als Wohnzimmer-Konzert angekündigt hatte. Die Leute ließen sich von den ruhigen und melancholischen Liedern nicht in ihrer Unterhaltung stören.


Bei den ersten zwei Songs funktionierte das Mikro noch nicht richtig, so dass man den Geräuschpegel noch auf die fehlende elektrische Verstärkung schieben konnte. Doch auch danach konnte Luke nur bei den "lauteren" Stücken gegen das weiße Rauschen durchsetzen, bei einem Instrumental oder dem depressiven Slowapproacher von der ersten EP gelang das leider nicht. Auch seine netten Reise-Geschichten zwischendurch, ob vom Treppensturz seiner Gitarre im Hotel bis hin zu den andächtig lauschenden Truckern auf der nächtlichen Fähre von Dover nach Calais, gingen fast unbemerkt unter.


Manchmal schien er verstört durch den Raum zu schauen, aber tapfer spielte er sein Set durch, allerdings ohne Zugabe.
Mit einem reinen Konzertpublikum wäre es sich ein großartiger Abend gewesen, denn eigentlich ist die Kassette für solche Konzerte ein toller Ort, man fühlte sich teilweise an Nightwash erinnert, wenn Passanten neugierig ins Innere schauten und das Interieur ist wie gemacht für intime Konzerte.
Daher sollten die Betreiber eventuell vorher ihre Gäste doch auf einen respektvollen Umgang mit dem Künstler hinweisen oder zumindest nicht selber lautstark Bestellungen während der Lieder entgegennehmen, denn Zurufe wie "EIN BIER? MACHT ZWEI SECHZIG!" sind Stimmungstöter.


1 Kommentar:

  1. Das war das erste Konzert überhaupt in der damals neuen Kassette. Die Betreiber haben daraus gelernt und machen jetzt immer Ansagen. Seitdem ist es deutlich ruhiger!

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