Sonntag, 8. Juni 2014

Son Lux

Son Lux

29.05.14 FZW, Dortmund

Vom 29. bis 31. Mai fand in mehreren Dortmunder Clubs zum ersten Mal das Way Back When Festival statt, sozusagen eine kleine Ausgabe des Hamburger Reeperbahn Festivals. Das FZW war dabei der zentrale Anlaufpunkt, andere Spielstätten waren u. a. das Domicil und die Kaktusfarm. Das festival setzte bewusst nicht auf große Namen, hatte aber einige Bands, die ich durchaus gerne gesehen hätte wie Instrument, Honig, Spring Offensive oder auch Johnossi.

Son Lux

Auf Grund anderer Konzerttermine konnte ich aber letztlich nur den ersten Tag mitnehmen, aber das war vollkommen ok, spielten doch am Donnerstag Abend Son Lux im Club des FZW und die waren von allen Bands die einzigen, auf die ich richtig heiß war.
Der Abend begann mit einem Besuch im Theater, dem unter die Haut gehenden Stück 4.48 Psychose von Sarah Kane mit Musik von Tommy Finke. Danach dann ein kurzer Spaziergang zum FZW, wo bereits die ersten Bands spielten. Die sporadischen Kurzeindrücke von Com Truise, Life In Film oder The Rifles reichten nicht wirklich aus, um einen guten Eindruck von den Künstlern zu bekommen, machten aber auch nicht Lust auf mehr. Wir bezogen daher bereits unsere Plätze im während der Umbaupause geradezu verwaisten Club des FZW. Dabei konnten wir jemanden beobachten, der mehrmals vom Schlagzeug-Podest sprang und versuchte, genau auf einem Gitarren-Pedal zu landen, sehr merkwürdig.
Ich hatte das aktuelle, ihr mittlerweile drittes, Album Lanterns von Son Lux letztes Jahr nur durch Zufall entdeckt, aber der elektronische Indiesound mit Hip Hop-Wurzeln, die ersten beiden Alben wurden auf dem für seine avantgardistischen Hip Hop-Projekte bekannten Label Anticon veröffentlicht, gefiel mir sofort. Bekannter wurde der New Yorker Ryan Lott, das Mastermind von Son Lux, durch seine Arbeit mit Sufjan Stevens unter dem Namen Sisyphus und seine Zusammenarbeit mit Lorde auf dem Remake des Lanterns-Tracks Easy.

Son Lux

Gespannt war ich, wie er den komplexen Studiosound live umsetzen würde. Die Band trat als Trio auf, Schlagzeug, Gitarre und Ryan Lott am Keyboard, das nicht waagerecht stand, sondern nach vorne geneigt zum Publikum.
Alternate Worlds, der Opener von Lanterns, eröffnete den Abend und sofort war klar, dass Son Lux gar nicht erst versuchten, die Stücke möglichst 1:1 vom Album auf die Bühne zu bringen. Vor allem die Gitarre machte aus dem Auftritt ein Rockkonzert, ohne allerdings den elektronischen Charakter der Stücke völlig zu verdrängen, dafür war der Keyboard-Sound zu mächtig, aber dennoch wurde dem Gitarristen genug Raum für Soli gegeben, Währenddessen ging dann Ryan Lott begeistert mit, klatschte dazu und rief immer wieder was ins Mikro. Dieser Spaß an der eigenen Musik übertrug sich auch spielend aufs Publikum. War zu Beginn des Sets der Club gut gefüllt, wurde er immer voller, natürlich auch, weil inzwischen The Rifles in der großen Halle ihren Auftritt wohl beendet hatten. Und die Leute spürten einfach die Spielfreude und belohnten sie mit immer lauter werdendem Applaus, was umgekehrt wieder die Band erfreute und ihre Lust an dieser Show noch zu erhöhen schien.


Irgendwann im Set bestieg der Gitarrist übrigens das Schlagzeug-Podium und beendete ein Solo durch einen punktgenauen Sprung auf sein Pedal, Übung macht halt den Meister.
Dann wurde leider auch schon der letzte Song angekündigt, doch zum Glück war es Lost It To Trying, mein Favorit von Lanterns. Der mehrstimmige Frauengesang vom Album wurde wie bei allen anderen Stücken zuvor komplett von Ryan Lott übernommen, was bei seiner sanften Stimme auch gut passte. Zudem wurde das Stück eines echten Finales würdig auf über sieben Minuten ausgedehnt und war so der krönende Abschluss eines fulminanten Auftritts.


Son Lux schafften es, meine sehr hohen Erwartungen an sie sogar noch bei weitem zu übertreffen und hinterließen nicht nur bei mir im Club des FZW leuchtende Augen vor Begeisterung, ein echter Anwärter auf das Konzert des Jahres.

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