Montag, 29. April 2013

Small Beast w/ Manorexia

Small Beast

w/ Manorexia / Paul Wallfisch

26.04.13 Schauspielhaus, Dortmund

Der letzte Freitag im Monat, d. h. Zeit fürs Small Beast. Und diesmal war Gastgeber Paul Wallfisch ein besonderer Coup gelungen, konnte er doch das allererste Deutschland-Konzert von Manorexia präsentieren, einem der zahlreichen Projekte von Industrial-Legende J. G. Thirlwell aka Foetus. Und weil der Maestro mit einem Streichquartett anreiste, fand der natürlich ausverkaufte Auftritt nicht im beengten Institut, sondern wieder eine Etage höher im Studio statt.


Doch zunächst war etwas Geduld angesagt, denn das Ensemble hatte zehn Stunden Fahrt von Kopenhagen nach Dortmund hinter sich und daher verzögerte sich der Einlass etwas, ehe Paul Wallfisch dann wie gewohnt am Klavier das Vorspiel bestritt.
Er kündigte sein Programm als The Best Of Theater Dortmund On Tour an, da er die meisten Songs bereits die Woche zuvor im Vorprogramm von John Parish (u. a. Produzent für PJ Harvey) gespielt hatte.  Und daher bestand das Set aus Liedern aus Der Meister und Margarita, Small Beast-Klassikern wie Coincidence und ausgewählten Cover-Versionen von Jacques Brel (Next, an Alex Harveys Version angelehnt) bis The Kinks.


Dabei wirkte Wallfisch weniger redselig als sonst, sang dafür umso noch inbrünstiger. Und schlug auch einen Bogen zum nachfolgenden Ereignis, indem er zwei instrumentale, geradezu experimentelle Stücke spielte, einmal vom typischen Klang einer New Yorker U-Bahn-Linie inspiriert, sowie etwas Glenn Gould. Zum Schluss setzte er sich dann noch für ein Stück eine Maske auf, schließlich war man ja im Theater.

Paul Wallfisch

In der obligatorischen Pause lief Mr. Bungle vom Band, die perfekte Überleitung zu der Musik von Manorexia, die streckenweise wie ein Soundtrack klingt, bei dem man geradezu auf den abstrakten Gesang Mike Pattons wartet.
Manorexia traten als Septett auf: ein Pianist, ein Percussionist, vier Streicherinnen und J. G. Thirlwell als Impresario am Laptop. Dabei war es geradezu skurril, dass man auf dem Weg zurück aus der Pause ins Studio im engen Gang sich an den Geigerinnen vorbeiquetschen musste, die sich dort einspielten.

Manorexia

Dabei klang der Einstieg in das einstündige Set so, als ob sie dies umsonst getan hätten. Mit bewusst schrägen Streichpassagen ging es los, alle MusikerInnen spielten dabei vom Blatt, was insbesondere beim Schlagwerker spektakulär aussah, denn er hatte im wahrsten Sinne des Wortes oft alle Hände voll zu tun, wirbelte zwischen den unterschiedlichsten Instrumenten hin und her und hatte dabei nicht selten einen dritten Drumstick zwischen den Zähnen. doch sorgte gerade seine Rhythmus-Arbeit für eine Auflockerung der sonst durchaus anstrengenden Töne. Und wenn es auch für einige Besucher wohl dennoch zu harter Tobak zu vorgerückter Stunde nach Mitternacht war und sie während des Sets bereits den Saal verließen, blieb der Großteil doch gebannt sitzen und wartete gespannt, bis auch wirklich der letzte Ton verklungen war und z. B. der Geigenbogen entspannt zur Seite gelegt wurde, ehe lauter Applaus aufbrandete.


Nach einer Stunde erhoben sich die Musiker und Thirlwell trat nach vorne, um in bester Leonard-Bernstein-Pose die Ovationen entgegen zu nehmen, das Ende eines beeindruckenden Auftritts, der auch ohne Zugabe im Gedächtnis haften blieb.

Manorexia

Paul Wallfisch ließ übrigens während seines Sets durchblicken, dass er bereits an Musik für die kommende Spielzeit arbeite, was hoffentlich auch bedeutet, dass das Small Beast über diese Spielzeit hinaus, die übrigens Ende Mai mit dem Auftritt von And The Wiremen (u. a. mit Mitgliedern von Sparklehorse und Pere Ubu) enden wird, ein fester Bestandteil am Dortmunder Schauspielhaus bleiben wird.

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