Freitag, 8. November 2013

Omega Massif

Radau gegen HIV 22

w/ Ahab / Omega Massif / Valborg / Union Of Sleep

26.10.13 Lükaz, Lünen

Was tut man nicht alles für einen guten Zweck? Nach Lünen zu fahren, kostet an sich schon Überwindung, wenn es aber die einzige Chance zu sein scheint, Omega Massif mal außerhalb des Denovali Swingfests in NRW spielen zu nehmen und zudem mit seinem Eintritt auch noch die AIDS-Hilfe unterstützt, kann man mal kleine Opfer bringen.
Der Radau gegen HIV findet manchmal an konzerttechnisch eher exotischen Orten wie Unna, Sendenhorst oder eben, wie diesmal bei der bereits 22. Auflage, in Lünen. Im Lükaz, einem Jugend- und Kulturzentrum war die vorherrschende Farbe schwarz, so dass ich mit meinem roten T-Shirt aus der Masse heraus stach.

Omega Massif

Bei unserer Ankunft um kurz vor neun spielten noch Union Of Sleep ihren Stoner-Rock. Das hörte sich einen Song lang gut an, beim zweiten Stück wie der erste und beim dritten auch nicht anders. Aber da müssen signifikante Unterschiede gewesen sein, denn manchmal nickte das Auditorium im Takt mit den Köpfen und manchmal halt nicht.
Danach dann Valborg, bei denen ein Metal-Klischee das nächste jagte. Der Name ist die schwedische Bezeichnung für Walpurgis und da müssen die Stücke natürlich auch Namen wie Ich fresse die alte Sommernacht oder Massaker in St. Urstein haben und auch mit schauriger Stimme angekündigt werden. Da stellte sich bei mir sofort Nekrodepression ein, übrigens der Titel des aktuellen Albums des Trios. Der Gitarrist hatte eine Kirk-Hammett-Gedächtnisfrisur und wechselte natürlich bei jedem Solo vom rechten zum linken Bühnenrand und zurück. Ich hoffe, dass sie das nicht ernst meinen, denn selbst als ironisches Augenzwinkern war es schlecht genug.


Danach dann der einzige Grund für meine Anwesenheit, Omega Massif aus Würzburg. Endlich mal normale Leute, von denen der Bassist einen Fuß in Gips hatte und daher im Sitzen spielte. Das Quartett mach Postrock mit einer metallischen Note, die ihnen eine unglaubliche Schwere gibt, die 99% der anderen Instrumental-Bands abgeht, zumal sie das Ganze auch in einem schleichenden Tempo spielen, der der Musik einen majestätischen, aber auch düsteren Anstrich gibt. Die Titel sind deskriptiv, die Alben heißen z. B. Kalt oder Geisterstadt, die Stücke Nebelwand oder Steinernes Meer, und erzeugen so die passenden Bilder.
Die Beleuchtung bestand aus zwei kalten, blauen Lampen am vorderen Bühnenrand, so dass die Musiker dunkle Schatten an die Wände warfen. Nach dem ersten Stück musste zwar ein Effektgerät operativ aus dem Pedal-Brett des Gitarristen entfernt werden und der Sound auf der Bühne schien auch suboptimal zu sein, vor der Bühne war er aber ok und so wurde den Leuten das fetteste Brett vor den Kopf gehauen, dass ich seit langem gehört habe. Obwohl die Songs gerne und oft mal an die zehn Minuten lang sind, kam dennoch keine Sekunde Langeweile auf. Meine Erwartungen wurden erfüllt, Omega Massif sind derzeit absolut unschlagbar im Bereich der instrumentalen Rockmusik.


Headliner des Abends waren Ahab und machten Funeral Doom Metal. Nein, so etwas denke ich mir nicht aus, das Genre gibt es wirklich. Bei Ahab dreht sich alles um die Seefahrt, vom Artwork über Album- und Songtitel. Doch so richtig das Wasser in die Augen trieb mir der Gesang. Ihr langsamer, epischer Metal ging sogar noch, wenn sie auch zu keinem Zeitpunkt (der drei Songs, die ich es aushielt) den Druck erzeugen konnten wie Omega Massif. aber die Gesangsstimme wechselt zwischen Grunzen und pathetischem Minnesang, zu der die holde Maid, der Gitarrist, auch noch ihr arschlanges Haar kreisen ließ. Da musste ich Ratte einfach das sinkende Schiff verlassen.

Omega Massif

Aber das tat ich guten Gewissen, denn die eine Stunde Omega Massif war der erwartete Rettungsring im Meer der Klischees und auch wenn der Rest musikalisch so gar nicht meine Wellenlänge war, ist die Veranstaltungsreihe Radau gegen HIV allein schon wegen des guten Zwecks unbedingt empfehlenswert.

1 Kommentar:

  1. Guter Bericht. Als Lünener kann ich die Bürde und den dadurch entstehenden Schmerz nach Lünen zufahren durchaus verstehen. Ich hoffe, du hast die Pause zwischen den Acts genutzt und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten besichtigt.

    Auch wenn ich mich ebenfalls nur für Omega Massif aufs Fahrrad geschmissen habe, fand ich Valborg ziemlich gut. Es war zwar eher ein ironischer Faushieb ins Gesicht, als ein Augenzwinkern, doch die Musik war mMn. super.

    Vielleicht sehen wir uns bald mal wieder.

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